„Susan Abulhawa Auf der Suche nach Palästina: Neue palästinensische Texte über Exil und Heimat“ Hörbuchbesprechung

Miranda Karlsson
Januar 21, 2024
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Vielleicht ist Ihnen der Name Susan Abulhawa nicht bekannt. Wenn man sich jedoch in ihr literarisches Werk vertieft, wird sie zu einer unvergesslichen Figur. Abulhawa ist ein palästinensisch-amerikanischer Romanautor, Dichter und politischer Aktivist. Sie wurde als Kind von Flüchtlingen geboren und verbrachte ihre ersten Jahre in Kuwait und Jerusalem, bevor sie in die Vereinigten Staaten zog. Ihre Erfahrungen mit Vertreibung und Migration haben ihr Schreiben stark beeinflusst.

Ihr Debütroman „Mornings in Jenin“ ist eine herzzerreißende Auseinandersetzung mit dem israelisch-palästinensischen Konflikt aus der Sicht einer einzelnen palästinensischen Familie. Es wurde in 30 Sprachen übersetzt und wurde ein internationaler Bestseller. Zu ihren weiteren bemerkenswerten Werken gehören „Das Blau zwischen Himmel und Wasser“ und die Gedichtsammlung „Meine Stimme suchte den Wind“. In ihren Werken webt Abulhawa komplexe Erzählungen rund um die Themen Exil, Heimat, Identität und Widerstand.

Das wiederkehrende Thema von Exil und Heimat in der palästinensischen Literatur

In der palästinensischen Literatur ist das Thema Exil und Heimat ein wiederkehrendes Motiv, das die historische und andauernde Vertreibung des palästinensischen Volkes widerspiegelt. Schon der Name „Palästina“ weckt Bilder von Verlust, Sehnsucht und einem tiefen Gefühl des Exils. Aber es ist auch ein Ort der Heimat, der Identität und des Widerstands.

Palästinensische Schriftsteller bedienen sich häufig der Trope des Exils, um ihre kollektive historische Erfahrung darzustellen. In ihren Werken schwingt der Schmerz der Vertreibung, der Kampf ums Überleben und die Sehnsucht nach Rückkehr mit. Gleichzeitig evozieren sie auch das Konzept von Heimat – nicht nur als physischer Ort, sondern als zutiefst emotionaler und psychologischer Raum.

Susan Abulhawas Interpretation des Exils

In Abulhawas Werken ist das Exil nicht nur eine geografische Verschiebung. Es ist ein Zustand des Seins, ein schmerzhaftes Bewusstsein, das das Leben ihrer Figuren durchdringt. Abulhawas Interpretation des Exils geht über die physische Trennung von der Heimat hinaus. Es geht um den Verlust der Identität, den Abbruch familiärer Bindungen und die Auslöschung des kulturellen Erbes.

In „Morgens in Jenin“ erlebt die Protagonistin Amal das Exil auf vielfältige Weise. Sie ist gezwungen, ihre Heimat in Palästina zu verlassen, lebt in einem Flüchtlingslager im Libanon und zieht schließlich nach Amerika. Jede Verschiebung vertieft ihr Gefühl der Entfremdung, stärkt aber auch ihre Entschlossenheit, nach Hause zurückzukehren.

Susan Abulhawas Darstellung von Heimat

In scharfem Kontrast zu der nüchternen Darstellung des Exils ist Abulhawas Darstellung der Heimat von Wärme, Liebe und Widerstandsfähigkeit durchdrungen. Heimat ist nicht nur ein geografischer Ort, sondern auch ein Speicher von Erinnerungen, eine Quelle der Identität und ein Symbol des Widerstands.

In „Das Blau zwischen Himmel und Wasser“ ist die Heimat das Dorf der Vorfahren in Gaza, an das sich die Frauen der Familie Baraka seit Generationen erinnern und nach dem sie sich sehnen. Obwohl sie im Exil leben, tragen sie die Erinnerung an ihre Heimat im Herzen und geben sie weiter wie ein kostbares Erbstück.

Analyse von Exil und Heimat in den Romanen von Susan Abulhawa

Eine genauere Analyse von Abulhawas Romanen offenbart das komplizierte Zusammenspiel der Themen Exil und Heimat. Ihre Figuren befinden sich stets im Spannungsfeld zwischen der Sehnsucht nach der Heimat und den harten Realitäten des Exils. Sie haben mit Verlusten, Traumata und Identitätskrisen zu kämpfen, doch ihr Geist ist ungebrochen. Ihre Unverwüstlichkeit angesichts der Widrigkeiten ist ein Beweis für ihre tiefe Verbundenheit mit ihrem Heimatland.

In „Morgens in Jenin“ steht die Reise der Protagonistin Amal sinnbildlich für die palästinensische Diaspora. Ihr Leben ist geprägt von Verlust und Vertreibung, doch sie hält an ihrer palästinensischen Identität fest und träumt von einer Rückkehr in ihre Heimat.

Die Rolle der historischen Ereignisse bei der Gestaltung der Dynamik von Exil und Heimat in ihren Werken

Abulhawas Werke sind tief in der historischen Realität Palästinas verwurzelt. Die Nakba (oder Katastrophe) von 1948, der Sechs-Tage-Krieg von 1967, der Libanonkrieg von 1982 – diese historischen Schlüsselereignisse prägen die Dynamik von Exil und Heimat in ihren Romanen.

Die Figuren in „Morgens in Jenin“ und „Das Blau zwischen Himmel und Wasser“ tragen die Narben dieser historischen Ereignisse. Sie sind Opfer politischer Umwälzungen, aber auch die Bewahrer ihrer Geschichte. Ihre Erzählungen sind eine ergreifende Erinnerung an den Kampf und die Widerstandsfähigkeit ihres Volkes.

Susan Abulhawas einzigartiger Beitrag zur palästinensischen Literatur

Abulhawas Beitrag zur palästinensischen Literatur ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Sie bringt die Stimmen von Frauen, Kindern und Flüchtlingen zu Gehör, die im politischen Diskurs über den israelisch-palästinensischen Konflikt oft marginalisiert werden. Ihre Erzählungen sind zutiefst persönlich und spiegeln doch die kollektive Erfahrung des palästinensischen Volkes wider.

Darüber hinaus haben Abulhawas Werke eine wichtige Rolle bei der Globalisierung der palästinensischen Literatur gespielt. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt und haben ein breites internationales Publikum erreicht, das auf die palästinensische Sache aufmerksam geworden ist.

Kritische Reaktionen auf Susan Abulhawas Vision von Exil und Heimat

Abulhawas Vision von Exil und Heimat hat vielfältige kritische Reaktionen hervorgerufen. Während einige Kritiker sie für ihre gefühlvollen Erzählungen und lebendigen Charakterisierungen gelobt haben, haben andere sie für ihre unverhohlene politische Haltung kritisiert.

Ungeachtet des kritischen Diskurses kann man die tiefgreifende Wirkung von Abulhawas Werken nicht leugnen. Sie haben die Herzen von Lesern auf der ganzen Welt berührt und wichtige Gespräche über den palästinensischen Kampf für Gerechtigkeit und Selbstbestimmung angestoßen.

Der Einfluss von Susan Abulhawa auf die zeitgenössische palästinensische Literatur

Abulhawa hat einen bedeutenden Einfluss auf die zeitgenössische palästinensische Literatur gehabt. Ihre Werke haben neue narrative Räume eröffnet und eine neue Generation palästinensischer Schriftsteller inspiriert.

Darüber hinaus hat ihr Erfolg als palästinensisch-amerikanische Schriftstellerin Grenzen durchbrochen und Stereotypen in Frage gestellt. Sie hat anderen palästinensischen Schriftstellern den Weg geebnet, ihre Stimme zu finden und ihre Geschichten auf einer globalen Plattform zu erzählen.

Schlussfolgerung: Die anhaltende Bedeutung von Exil und Heimat in der palästinensischen Literatur

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Themen Exil und Heimat in der palästinensischen Literatur nach wie vor von großer Bedeutung sind. Sie spiegeln das historische Trauma und den anhaltenden Kampf des palästinensischen Volkes wider. Und in den Händen von Schriftstellern wie Susan Abulhawa werden diese Themen zu mächtigen Werkzeugen des Widerstands, der Resilienz und der Hoffnung.

Author Miranda Karlsson